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Frugalismus – was ist das überhaupt und werde ich damit schnell reich?

12.09.2022

Kurz gesagt bedeutet Frugalismus, seine Ausgaben bestmöglich zu minimieren, dieses Geld anzulegen und dadurch möglichst früh von der Rendite zu leben, also aus dem Arbeitsleben auszusteigen.

Auf den ersten Blick betrachtet, scheint der Ansatz ja ähnlich zu sein, wie der vom Sparmillionär®, wo es ja auch in erster Linie um Sparen und Ausgabenreduktion geht oder dem Ansatz des Minimalismus. Allerdings nur auf den ersten Blick, denn es gibt himmelweite Unterschiede.

Beginnen wir mal von Anfang an.

Was bedeutet Frugalismus? Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und leitet sich von „frugal“ ab, also einem bescheidenen, sparsamen Lebensstil. Der ist jedoch nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ein prägendes dauerhaftes Merkmal. Es geht Frugalisten nicht darum Reichtum zu erlangen, also bestimmte Besitztümer oder Summen, sondern vorrangiges Ziel ist es, aus dem regulären Arbeitsalltag auszubrechen, also das vielgerühmte Hamsterrad zu verlassen. Da Geld ist dabei nur Mittel zum Zweck, um seine eigene Lebensphilosophie zu verwirklichen. Frugalisten sind dementsprechend eher Aussteiger, die erkennen, daß man Geld zum Leben braucht, aber ansonsten weniger auf klassische materielle Werte ausgerichtet sind. Es geht als Lebensziel eher darum, zwar eine „finanzielle Freiheit“ zu erreichen, doch nur, um die eigenen Träume verwirklichen zu können. Das kann z.B. sein, deutlich früher in „Rente“ zu gehen, also nicht mehr zu arbeiten, oder mit einem Wohnmobil oder als Backpacker die Welt dauerhaft zu bereisen. Prägendes Merkmal dabei ist es jedoch, daß der Lebensstil stets relativ bescheiden bleibt, da der „Luxus“ im eigentlichen darin besteht, unabhängig zu sein und seinen eigenen Vorstellungen und Wünschen nachgehen zu können. Der Topf an Kapital, der aufgebaut wird, soll ja bis zum Ende reichen um, das unabhängige Leben dauerhaft zu gewährleisten. Sicherlich gibt es auch Frugalisten, die als Ziel ein dauerhaft luxuriöses Leben haben, mit den klassischen Statussymbolen. Das kann funktionieren, kann aber auch daneben gehen, da ja für die Luxusgüter (Yacht, Villa, Sportwagen) permanent hohe Kosten anfallen, die gedeckt werden müssen und das allein über die Kapitalanlage oft nur schwer möglich ist. Möglich wäre es, wenn das angesparte und vermehrte Kapital in eine erfolgreiche Selbständigkeit gesteckt wird, die dann laufende hohe Gewinne abwirft. Frugalisten sind oft Menschen, die sich schwer an Konventionen halten können oder wollen, eher unangepaßt und kreativ sind und denen Freizeit und Selbstverwirklichung sehr wichtig sind.

Der Grundansatz ist ähnlich mit dem anderer Modelle, wie z.B. dem Sparmillionär®. Auch hier geht es ja zunächst um eine Reduzierung der Ausgaben. Jedoch vor allem in erster Linie, um mehr Geld zur Verfügung zu haben, damit eine höhere Lebensqualität sofort erreicht wird, also eine Fokussierung auf wesentliche Dinge und erst in zweiter Linie die Nutzung des eingesparten Kapitals zur Bildung von Vermögen durch die verschiedenen Anlagemöglichkeiten. Ebenso kann auch hier das Ziel der Selbstverwirklichung stehen, aber auch das Ziel einer bestimmten Vermögenssumme, also Reichtum für bestimmte Zwecke. Es geht auch nicht darum, einen durchgängig bescheidenen, ja asketischen Lebensstil zu pflegen, sondern darum, einen bewußten und überlegten Lifestyle zu haben. Dieses wird allerdings oft und gerne verwechselt und gleichgesetzt durch den Begriff des „Sparen“.

Daneben wird Frugalismus ebenfalls gerne mit dem Minimalismus verwechselt. Hier geht es jedoch vor allem darum, den eigenen materiellen Besitz auf das Notwendigste zu beschränken, da dieser Besitz eher hemmt und einengt, als bereichert. Es geht nicht um finanzielle Aspekte, sondern eher um ökologische (Verringerung des eigenen Konsums, Vermeidung von Müll, Emissionen, Tierwohl). Minimalisten versprechen sich von diesem Ansatz, geistig freier zu werden und gegenüber der typischen Zivilgesellschaft mit Überkonsum und Umweltzerstörung moralisch und ethisch überlegen zu sein. Das kann bei Minimalisten sogar zu höheren Ausgaben und einem kostspieligeren Lebensstil führen, da nachhaltige (Bio) Produkte gekauft werden, hochwertige Gebrauchsgüter, die länger halten oder umweltverträglicher und oft aufwendiger produziert werden oder fair trade gehandelt werden. Es gibt aber auch diejenigen Minimalisten, die dazu konsequent Bonussysteme, Sparaktionen und Großpackungen nutzen, die auf längere Sicht Geld sparen. Da gibt es Überschneidungen zu den Frugalisten aber auch dem Konzept des Sparmillionärs®.

Frugalismus wird auch in Dt. immer beliebter. Ursprünglich stammt die Idee und Bewegung aus den USA, wo die Gegebenheiten im Berufsleben (Rentensystem) deutlich anders sind als in Dt. und der Wunsch nach Selbstbefreiung aus dem Hamsterrad noch stärker dominiert.

Es sollte sich jeder überlegen, ob er wirklich die Idee des Frugalismus oder des Minimalismus aufgreifen möchte, oder ob die eigene Zielsetzung evtl. doch eher in Richtung des Konzeptes des Sparmillionärs® geht.